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Die seltenen Exmoor-Ponys auf den Rüppurrer Wiesen. Im Hintergrund die Rüppurrer Kirche.
Fotos: Carsten Weber

Neue Landschaftspflegeprojekte

Naturschutz und der Erhalt von aussterbenden Haustierrassen

In der Landschaftspflege und im Naturschutz werden in den letzten Jahren verstärkt wieder Tiere eingesetzt. Meist günstiger als technische oder manuelle Pflege und weitaus differenzierter in den Anwendungsmöglichkeiten, setzt sich die extensive Beweidung als Managementmaßnahme auch auf sensiblen Naturschutzflächen durch.

Wichtig ist dabei immer, die tatsächlichen Pflegeziele nicht aus den Augen zu verlieren. So können bestimmte Schmetterlinge durch Beweidung leiden, aber auch störungsempfindliche Pflanzen verschwinden, wenn Beweidungsdauer oder auch die Jahreszeit der Pflege nicht ideal angepasst sind.

Schwertschrecke

Das Eselprojekt auf dem Alten Flugplatz (wir berichteten in u&v 2/04) war der Start für diese Art der Bewahrung besonderer Schutzgebiete Karlsruhes durch extensive Beweidung, aber auch der Start für den Einsatz von Tieren zur besseren Vermittlung von Natur- und Umweltschutz in der Bevölkerung.

Auf Basis der positiven Erfahrungen mit den Eseln sind jetzt zwei neue Beweidungsprojekte in Karlsruhe geplant bzw. bereits in der Aufbauphase.

Auf den Rüppurrer Wiesen stehen bereits 3 Exmoor-Ponys, eine aussterbende Haustierrasse und eine der seltensten Pferderassen, von der es nur noch ca. 600 reinrassige Tiere gibt. Exmoor-Ponys sind eine echte Wildpferdrasse, in die nie eine andere eingekreuzt wurde. Sie stammen aus dem Süden Englands und wurden wahrscheinlich schon von den Kelten als Nutztier eingesetzt.

Die Vorteile gegenüber anderen Pferden sind die Unempfindlichkeit gegen Bodennässe und Kälte. Ausserdem sind sie in der Lage auch die sehr harten Binsen und Seggen zu fressen, da sie im Gegensatz zu anderen Pferden viel breitere Mahlzähne besitzen.

Das Pflegeziel in den Rüppurrer Wiesen ist die Offenhaltung der Flächen, außerdem die Schaffung von Rohboden ohne Bewuchs als neuer Lebensraum für Heuschrecken und seltene Pionierarten. Ebenso sollen die Uferzonen der Flachwassertümpel von Vegetation freigehalten werden, um geschützten Amphibien wie Kammmolch, Wechsel- und Kreuzkröte ideale, unbewachsene und besonnte Laichgewässer zu schaffen.

Es soll eine kleine Herde aus 3-4 Stuten und einem Hengst aus den bekannten englischen Zuchtbuchherden eingesetzt werden. Im August sind schon die ersten 3 Stuten in Karlsruhe eingetroffen. Isla, eine 8-jährige Stute, sowie Claire und Winnie, beide 2 Jahre alt, leben bereits auf den ersten 5 Hektar der sensiblen Flächen. Weitere Tiere, darunter auch ein Hengst, sollen bis März dazukommen, da auch die Zucht ein Projektziel darstellt, um diese seltene Rasse auch in Deutschland zu erhalten. Derzeit gibt es 4 Zuchtgruppen in Deutschland, mit denen in Zukunft Tiere ausgetauscht werden, um eine Inzucht zu vermeiden.

Wespenspinne

In Rüppurr sind zunächst etwa 10 Hektar Projektfläche geplant, im weiteren Verlauf sollen noch 10 Hektar dazukommen.

Das zweite Beweidungsprojekt ist ab Frühjahr 2006 in Grötzingen geplant. Hier sollen die Hangflächen und ehemaligen Steillagen mit Weinanbau im FFH-Schutzgebiet Knittelberg von Brombeeren befreit werden, ideales Weidetier dafür sind Ziegen. Nachdem die Flächen wieder offener sind, werden Esel die weitere Pflege durchführen.

Die Hangflächen am Knittelberg sind ein Trockenlebensraum für seltene Orchideen und andere kalkgebundene, sowie wärmeliebenden Pflanzen und Tiere. Außerdem besteht dort eine der letzten größeren Populationen der Schlingnatter. Diese Art benötigt unbewachsene Trockenmauern und sonnenwarme Lesesteinhaufen. Diese sind aufgrund der vernachlässigten Pflege meist überwuchert und können bisher nur mit sehr aufwändiger, manueller Mäharbeit wieder bewohnbar gemacht werden.

Diese Artenschutzmaßnahmen sollen in Zukunft mit ca. 15 Ziegen und 3-4 Eseln durchgeführt werden, wobei auch am Knittelberg eine seltene Haustierrasse eingesetzt werden soll. Walliser Schwarzhalsziegen sind eine vernachlässigte Schweizer Rasse, die durch ihr langes Fell sehr gut vor dornigem Gebüsch geschützt ist, während kurzhaarige Ziegen in den Brombeeren oftmals Verletzungen davontragen. Außerdem verträgt die Schwarzhalsziege Kälte und Schnee und liebt es, im Winter verholzte Triebe abzunagen. Aus diesen Gründen eignet sie sich besonders für die extensive Landschaftspflege.

Wie das schon seit fast zwei Jahren laufende Eselprojekt am Alten Flugplatz sollen die laufenden Kosten der Projekte über Pflegeverträge und EU-Förderungen gedeckt werden, jedoch verschlingen die Anschaffungskosten für die Tiere sowie die Errichtung der Infrastruktur (Zäune, Unterstände, Tierarztkosten usw.) für solche Projekte bereits im Anfangsstadium viel Geld.

Aus diesem Grund hat der NABU, Naturschutzbund Gruppe Karlsruhe, eine Projektpatenschaft übernommen und stellt mit seiner Hilfe dieses Projekt auf eine stabile Anfangsbasis.

Auch Sie können die Beweidung und damit den Erhalt von Naturschutzflächen in Karlsruhe unterstützen, indem Sie Ihre Spende mit dem Vermerk:

Beweidung an den Naturschutzbund, Gruppe Karlsruhe, Konto 33 106 408 bei der Volksbank Karlsruhe, BLZ 661 900 00 überweisen.

Sollten Sie Interesse an weiteren Informationen zu den Projekten haben, wenden Sie sich bitte an den NABU, Telefon 0721-36060, E-Mail geschaeftsstelle@nabu-ka.de oder direkt an den verantwortlichen Projektleiter und Tierhalter: Carsten Weber, Telefon 0177-6026559, E-Mail artenschutz@nabu-ka.de

Carsten Weber

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/05

Stand des Artikels: 2005! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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