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Veggietag in Karlsruhe

In der belgischen Stadt Gent hat es angefangen, Sao Paulo, San Francisco und Kapstadt haben es auch gemacht, in Deutschland folgten Bremen, Schweinfurt und vor kurzem Wiesbaden: Diese Städte haben einen fleischfreien Wochentag eingeführt. Dabei sollen in einer möglichst großen Anzahl Kantinen, Restaurants, Mensen, Großküchen einer Stadt donnerstags oder an einem anderen Wochentag nur vegetarische Gerichte angeboten werden. Hinzu kommen Kochkurse, Schulungen, Vorträge, Informationsveranstaltungen und weitere Aktionen, die für eine fleischfreie Ernährung werben.

Grund für dieses Projekt ist die Tatsache, dass der gestiegene Konsum von Fleisch und tierischen Produkten auf vielfältige Weise schädlich ist — für unsere Umwelt, für die menschliche Gesundheit, für die Tiere und für Gerechtigkeit in der Welternährung. Die Abholzung großer Regenwaldgebiete in Südamerika, die Zerstörung wertvoller Ackerböden, der Verlust an Biodiversität und die Wasserverschmutzung sind Beispiele für die katastrophalen Auswirkungen unserer industriellen Viehwirtschaft. Einer Studie der UN-Welternährungsorganisation FAO zufolge werden weltweit 18 % der Treibhausgase durch die Produktion von Fleisch, Fisch und Milch verursacht — das ist mehr als alle Transport- und Verkehrsemissionen zusammen. Kaum eine andere Maßnahme kann so einfach und wirkungsvoll einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wie sich einen Tag pro Woche vegetarisch oder vegan zu ernähren.

Während sich immer mehr Menschen in Deutschland und anderen Industriestaaten durch den zunehmenden Fleischkonsum mit Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und anderen Gesundheitsproblemen konfrontiert sehen, leiden weltweit etwa eine Milliarde Menschen an Hunger oder Unterernährung. Unglaubliche Mengen an Mais und Soja werden in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Futtermittelproduktion angebaut und stehen damit der eigenen Bevölkerung nicht mehr als direkte Nahrungsquellen zur Verfügung. Diese Art der Fleischproduktion ist ineffektiv und verschwendet Ressourcen wie Boden, Wasser und Nahrung auf unethische Weise. Auch die Tatsache, dass die meisten Nutztiere ein quallvolles Leben in Massentierhaltung fristen müssen, ist ein ethisches Problem.

Als im Karlsruher Gemeinderat die Grüne-Fraktion im Mai 2010 einen Antrag auf Einführung eines „Veggietages“ stellte, hätte unsere Stadt dem guten Beispiel der vielen anderen Städte, die bereits einen fleischfreien Wochentag haben, folgen können. Doch stattdessen entbrannte eine Diskussion über die Freiheit der Menschen, ein guter Vorschlag wurde reflexartig aus Unwissenheit und Ignoranz abgelehnt. Hier wurde eine echte Chance vertan, die bestehenden Klimaschutzmaßnahmen der Stadt sinnvoll zu ergänzen. Dabei geht es ja nur darum, an einem Tag in der Woche mit einem erweiterten Angebot an fleischlosen Gerichten für eine gesündere und umweltfreundliche Ernährung zu werben. Niemand wird zur vegetarischen Ernährung gezwungen oder bekehrt. Es gab Zeiten, da war es selbstverständlich, nur an einem Tag in der Woche Fleisch zu essen. Da ist es schon verwunderlich, wie schwer wir es heute haben, einen einzigen vegetarischen Tag durchzusetzen.

Der Veggietag sollte als Bereicherung verstanden werden, und er könnte den Menschen, die sich bisher nicht oder wenig damit auseinander gesetzt haben, das Thema vegetarische Ernährung nahe bringen. Viele wissen gar nicht, wie schmackhaft und zufriedenstellend ein vegetarisches Essen sein kann und würden es auch nicht ohne Anregung ausprobieren. Für manche klassische Fleischgerichte stehen sogar vegetarische Alternativen zur Verfügung, die in Experimenten selbst von überzeugten Fleischessern nicht als „Fälschung“ erkannt wurden. Einige Menschen, die schon als Vegetarier oder Veganer leben, können sich durch den Veggietag auf eine größere Auswahl freuen.

Da der Gemeinderat für den Veggietag noch nicht bereit scheint, wird nun versucht, Karlsruhe über einen anderen Weg zu einem fleischfreien Tag zu verhelfen. Dafür treffen sich Aktive im Rahmen eines Runden Tisches und erarbeiten eine Strategie, wie das Projekt bei uns umgesetzt werden kann. Auch die BUZO beteiligt sich daran. Wir hoffen, dass es durch die Mitwirkung vieler Akteure gelingt, in Zukunft in möglichst vielen Restaurants, Kantinen, Schulküchen usw. einen vegetarischen Wochentag einzuführen. Unsere industrielle Agrarwirtschaft gehört dringend auf den Prüfstand. Das müsste inzwischen eigentlich den meisten Menschen klar sein, und zwar nicht erst seit dem jüngsten Dioxin-Eier-Skandal. Der Veggietag kann auf dem Weg zu einer umweltgerechteren Landwirtschaft der Zukunft ein Baustein sein.

Links:
donnerstag-veggietag.de
ka-news.de/405400

Mari Däschner

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/11

Stand des Artikels: 2011! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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