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NEUE ALLMENDE — Gemeinschaft für nachhaltiges Wirtschaften in Karlsruhe e.V.

Die eigenen Hühner legen ganz natürlich verschieden große und auch farblich variierende Eier — das gibt's im Supermarkt nicht! Fotos: C. Linke
Hühner auf der Streuobstwiese im Frühling
Glückliche Hühner, auch im Winter draußen
Im Holzofen gebackene Brote vom ersten Backtag

GEMEINSAM — NACHHALTIG — VOR ORT

Am Anfang stand die Idee, dass es doch möglich sein müsste, eine nachhaltige Lebensweise alltagstauglich zu machen. In unseren ersten Gruppensitzungen entstanden viele Vorschläge mit denen ein LebensWANDEL hin zu einer klimaschonenden und generationengerechten Lebensweise umgesetzt werden sollte. Es gab den Wunsch nach regionalen und saisonalen Lebensmitteln, nach Produkten, deren Herkunft und Erzeugung für jeden nachvollziehbar sind, nach kurzen Transportwegen, nach Tierwohl und nicht zuletzt nach einem veränderten Konsum.

Die Vision bestand vor allem auch darin, Dinge gemeinsam in Angriff zu nehmen. Dies ist zum einen dem Faktor Zeit geschuldet, da viele von uns berufstätig sind. Darüber hinaus können in einer Gruppe unterschiedlichste Kompetenzen zusammengebracht und oftmals sehr viel kreativer umgesetzt werden.

Mit dem Begriff Allmende im Vereinsnamen soll die alte Idee einer gemeinschaftlichen Nutzung eines kollektiven Gutes widergespiegelt werden. Unter Allmende verstand man im Mittelalter Flächen, die der Dorfgemeinschaft zur gemeinschaftlichen Nutzung zur Verfügung standen.

Mehrere Arbeitsgruppen haben bisher folgende Projekte in Angriff genommen: Es gibt einen Gemeinschaftsgarten, einen Gemeinschaftsacker, eine Gruppe, die Hühner hält, eine Einkaufsgemeinschaft sowie eine Gruppe, die Brot backt.

Unser Grötzinger Gemeinschaftsgarten ist Teil der Fächergärten Karlsruhe. Auf dem Grezzoplatz ist unser Allmendegarten zentral gelegen und bietet die Möglichkeit, zwei Hochbeete sowie ein Kräuterbeet selbst zu bepflanzen. Von Frühling bis Herbst wird dort jeweils mittwochs ab 17:30 Uhr gemeinsam gegärtnert.

Unser Gemeinschaftsacker liegt etwas außerhalb des Ortes. Dort besteht die Möglichkeit, auf einer übersichtlichen Ackerfläche erste Anbauerfahrungen zu sammeln. Im Verlauf des Gartenjahres können nach eigenen Vorstellungen Gemüse und Obst angebaut und geerntet, samenfeste Sorten erprobt, Kompostierungs- und Düngemethoden ausprobiert und Erfahrungen mit interessierten Mitgärtnern ausgetauscht werden.

Auch das Grundstück unserer Hühner liegt etwas außerhalb des Wohngebietes, was insbesondere die Haltung unserer zwei Hähne erleichtert, da diese dort ausgiebig krähen dürfen. Neben den beiden Hähnen halten wir 17 Hennen, die den täglichen Eierbedarf von rund zehn teilnehmenden Parteien decken. Unser Ziel ist eine möglichst artgerechte und natürliche Haltung dieser Nutztiere. Der Hühnerstall steht auf einer Streuobstwiese. Dort steht genügend Fläche zur Verfügung, um den Tieren ein äußerst hühnerfreundliches Leben zu ermöglichen. Sie nutzen das ganze Jahr den Auslauf im Grünen mit Regenwürmern, Insekten, Unterschlupf vor Raubvögeln, sowie Stellen zum Sandbaden und Dösen. Zur gleichmäßigen Nutzung der Fläche und um Parasiten und Krankheiten vorzubeugen, haben wir ein Flächenmanagement für den Auslauf organisiert. Seit diesem Jahr haben wir auch mit der Aufzucht eigener Küken begonnen. Dies ermöglicht es uns einerseits, alte und neue Haushuhnrassen zu halten, und außerdem die geschlüpften männlichen Küken als Hähnchen aufzuziehen. Während in der gewerblichen Hühnerhaltung entweder Legehennen oder aber Fleischrassen aufgezogen werden, ist unser Ziel wieder die Nutzung sogenannter Zweinutzrassen, die sowohl der Eier- als auch der Fleischerzeugung dienen. Die Streuobstwiese wird zwei- bis dreimal im Jahr gemäht. So ist sichergestellt, dass über den ganzen Sommer hinweg Wiesenblumen Nahrung und Schutz für Insekten bieten. Zusätzlich liefern die Obstbäume Früchte und Apfelsaft.

In unserer Einkaufsgemeinschaft geht es z. B. um die Abnahme und die Verwertung jahreszeitlich bedingter Überschüsse im Gemüsebau. In Kooperation mit einem lokalen Bioanbauer verwerten wir krumme Gurken, überreife Tomaten und übergroße Zucchini. In einem Testlauf haben wir mit großem Erfolg leckeres lokales Sonnenblumenöl gepresst.

Von Zeit zu Zeit beziehen wir Käse von einem kleinen Almbetrieb aus dem Allgäu und Fleisch aus dem Schwarzwald. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage: Was ist eigentlich regional? Viehhaltung erfolgte traditionell eher in abgelegenen unzugänglicheren Gebieten, die für den landwirtschaftlichen Anbau uninteressant waren. Daraus haben wir den Schluss gezogen, dass für Käse und Fleisch die Regionalität etwas großzügiger ausgelegt werden sollte. Darüber hinaus haben wir uns für den Fleischkauf eine Kriterienliste erstellt: Transportwege zur Schlachtung sollen für das Tier kurz gehalten und das Tier möglichst schon im Hänger getötet werden. Das geschlachtete Tier soll möglichst vollständig verwertet werden. Nicht nur hier gibt es noch vieles zu tun: Neben Nieren sind Kutteln, Zunge und Leber für manche Zeitgenossen echte Herausforderungen.

Unsere jüngste Aktion war das Brotbacken im Gemeinde-Backhaus. Hierfür wurde am Vorabend des Backtages der Holzbackofen eingeheizt. Am Backtag konnten dann die vorbereiteten Teiglinge zum Backen vorbeigebracht und anschließend fertig gebacken abgeholt werden. In mehreren Runden wurden zunächst Brot und mit abnehmender Temperatur des Ofens dann auch Kuchen im Holzbackofen gebacken. Rund um das Backhaus fanden viele interessante Gespräche und ein reger Austausch mit den Gemeindemitgliedern statt.

Wie funktioniert nachhaltiges Wirtschaften? Probieren wir es aus!

Während unserer Gruppentreffen konnten wir beobachten, wie viel kreatives Potential die einzelnen Leute mitbringen, wenn es darum geht nachhaltige Ideen zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Unser Verein soll eine Plattform für all diejenigen darstellen, die nachhaltige Projekte tatkräftig umsetzen möchten oder die Ideen haben, die sie alleine bisher noch nicht umsetzen konnten. Wir möchten Mut machen und auch die Unterstützung bieten, neue Wege zu gehen oder auch einfach nur einmal auszuprobieren.

Claudia Linke

Mehr Infos unter www.neueAllmende.de Kontakt: info@neueAllmende.de

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/18

Stand des Artikels: 2018! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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